Was ist Demenz ?

alz_postit

Demenz ist eine Hirnleistungsstörung. Es gibt unterschiedliche Arten von Demenz, mit unterschiedlich schnell voranschreitenden Symptomen. Deren Entwicklung ist nicht  vorherzusagen und verläuft oft in Schüben. Eines der typischen Merkmale von allen Arten der Demenz ist das Vergessen. Schädigungen des Gehirns betreffen vor allem und als erstes das Kurzzeitgedächtnis. Die häufigste und bekannteste Form von Demenz ist die Alzheimer Krankheit.

Es gibt auch Formen von Demenz, die als Begleiterscheinung von anderen Krankheiten oder nach Operationen temporär sind, also vorübergehen. Leider trifft das nur für einen kleinen Teil von Demenzen zu. Ein Medikament gegen die Alzheimer Krankheit ist noch nicht gefunden worden. Nur das Voranschreiten der Krankheit kann durch Medikamente für 1 bis maximal 2 Jahre verzögert werden.

Eine Heilung dieser Krankheit ist bisher nicht in Sicht und würde selbst bei bahnbrechenden Erfolgen der Forschung in nächster Zeit noch Jahre brauchen, bis diese Therapien den Patienten zur Verfügung ständen.

Warum heißt es, Demenzkranke „leben in der Vergangenheit“?

Weil das Kurzzeitgedächtnis als erstes nachlässt, leben viele Demenzkranke in der Vergangenheit. Sie erkennen ihnen bekannte Personen, in fortgeschrittener Phase vielleicht sogar nahe Verwandte oder gar den Partner und die eigenen Kinder nicht mehr. Das ist natürlich auch für diese gesunden Angehörigen eine sehr große psychische Belastung. Dagegen erinnern sich die Demenzerkrankten aber noch an Rituale und Verhaltensweisen von früher. Phasenweise fallen sie in alte Verhaltensmuster zurück, glauben jeden Tag zur Arbeit gehen zu müssen, obwohl sie längst im Ruhestand sind. Oder sie wollen – wir früher – einkaufen gehen, ohne das nötige Geld dabei zu haben.

Die Erkrankten verhalten sich nicht an jedem Tag und in jeder Situation gleich. Die frühe Phase einer Demenz, in der sie noch sehr selbständig sind, dauert unterschiedlich lang. Sie fahren mit dem Bus an ihr Ziel, ohne das rechtzeitige Aussteigen zu vergessen. Sie gehen für ihren Partner zum Einkaufen, besuchen den Friseur, den Arzt oder gehen ihrem Hobby nach – all diese seit Jahren oder Jahrzehnten eingeübten Tätigkeiten überfordern die Erkrankten zunächst nicht. Es sind alltägliche Verhaltensmuster, die abgerufen werden, ohne dass neuartige Herausforderungen dazukommen.

Weiß der Erkrankte, was mit ihm geschieht?

Wahrscheinlich fällt es vielen Kontaktpersonen zunächst gar nicht auf, dass der Erkrankte irgendwann beginnt, sich anders zu verhalten. Doch an Demenz erkrankte Menschen wissen oder ahnen meist, dass sich etwas in ihnen verändert. Sie schämen sich dafür und versuchen – zunächst meist noch einigermaßen erfolgreich – ihr Verhalten zu verschleiern. Demenzerkrankte wollen weiter spüren, dass sie ein Teil der Gesellschaft sind, wollen ernst genommen werden. Sie möchten sich als kompetent erleben. Entscheidungen zu treffen, Geld zu besitzen und einzusetzen sind wichtige Faktoren im Alltagsleben. Zum Einkaufen, zum Friseur oder zur Bank zu gehen, auch Bus zu fahren, sind für die Erkrankten Rituale und gleichzeitig gelebte Autonomie.

Andererseits können demütigende Erfahrungen dazu führen, dass der Erkrankte schneller als es krankheitsbedingt nötig wäre seine Selbständigkeit verliert. Diese Erfahrungen schlagen fast immer auch auf die pflegenden Angehörigen durch. Sie spüren die Traurigkeit des Erkrankten, die sich auch als Depression niederschlagen kann. Um den Erkrankten und sich selbst vor weiteren schmerzenden Erfahrungen zu schützen, ziehen sich auch die Angehörigen immer mehr aus dem gesellschaftlichen Leben zurück und isolieren sich dadurch mehr und mehr.

Seltsames Verhalten ist nicht vorhersehbar.

Für Menschen, die mit den Erkrankten zusammentreffen, ist die Demenz nicht erkennbar. Doch selbst wenn sie es wäre, wüssten viele nicht, wie sie mit dem Erkrankten umgehen sollen, wenn sich dessen Verhalten als „anders“, „komisch“ oder „seltsam“ herausstellt. Dass Unwissende auf solches Gebaren möglicherweise abwehrend, schroff, verärgert und vielleicht sogar herabsetzend reagieren, ist leider oft eine logische Konsequenz. Wer allerdings rechtzeitig Informationen über die Krankheit und die Verhaltensmuster Demenzerkrankter erhalten hat, kann umsichtiger reagieren und unnötigen Ärger vermeiden. Mehr noch: Er kann seine eigenen Nerven schonen und ebenso die des Erkrankten und seiner Angehörigen.

Diese Angehörigen von Demenzerkrankten kennen die Situation, mit überraschendem Verhalten ihres Partners oder Elternteils konfrontiert zu werden, nur zu gut. Sie lernen aber mit der Zeit und mit Anleitung durch Dritte, mit solchen Situationen umzugehen.

Aber auch sie sind nicht vor Momenten gefeit, in denen sie sich zunächst überfordert fühlen. Es gibt seit langem auch Schulungen für pflegende Angehörige. Sie werden von der Gerontopsychiatrischen Beratungsstelle angeboten, die „ambet“, dem Verein für ambulante Hilfen, angegliedert ist. „ambet“ hat seinen Sitz im Triftweg 73.

Was bedeutet die Krankheit für die Betroffenen? Genau genommen gehören nicht nur die Erkrankten zu den „Betroffenen“, sondern auch die so genannten „pflegenden Angehörigen“. Rund 80 Prozent der Demenzerkrankten leben zuhause im familiären Umfeld, werden also von pflegenden Angehörigen betreut und nicht in Pflegeheimen.

Der Betreuungsbedarf nimmt mit fortschreitenden Stadien der Krankheit zu, so dass sich für die pflegenden Angehörigen bald ein 24-Stunden-Dienst ergibt, weil sie ihre(n) demente(n) Partner/ Vater/Mutter nicht mehr allein lassen können.

Wie verläuft die Krankheit in späteren Phasen?

Die Selbständigkeit des Erkrankten und das Gefühl für einen normalen Tagesrhythmus lassen im Laufe der Zeit immer mehr nach. Er muss zu Mahlzeiten angehalten werden, muss passend zum Wetter gekleidet und ständig beaufsichtigt werden, so wie ein kleines Kind.

In einer späten Phase der Demenz sind die Erkrankten meist bettlägerig, nehmen an ihrer Umwelt nicht mehr aktiv teil. Das bedeutet allerdings nicht, dass sie Zuspruch und Zärtlichkeit nicht mehr spüren würden – sie können nur nicht mehr in vorher üblicher Form darauf reagieren.

An einer Demenz stirbt man nicht – allerdings begünstigt der Verlauf der Krankheit körperliche Mängel, die zum Tod führen können.